Piraten der Venus (Venus 1) by Edgar Rice Burroughs

Piraten der Venus (Venus 1) by Edgar Rice Burroughs

Autor:Edgar Rice Burroughs [Burroughs, Edgar Rice]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Heyne
veröffentlicht: 0100-12-31T23:00:00+00:00


8

Über uns schwebten einige Wesen, die ich zuerst für gewaltige Vögel hielt; als ich dann genauer hinblickte, erkannte ich zu meinem Erstaunen, daß es sich um geflügelte Menschen handelte. Sie waren mit Schwertern und Dolchen bewaffnet und trugen jeder ein langes Seil in der Hand, an dessen Ende eine Schlinge baumelte.

»Voo Klangan!« brüllte Kamlot. (Die Vogelmenschen!) Im gleichen Augenblick glitten die Schlingen herab und legten sich uns um die Oberkörper. Wir versuchten verzweifelt, uns zu befreien und die Fesseln mit unseren Schwertern zu durchschneiden, aber wir waren nicht schnell genug. Während wir uns abmühten, landeten die Klangan und hielten uns zu zweit in der Mitte, ähnlich wie zwei Cowboys einen gefangenen Stier wehrlos machen. Dann näherte sich uns der fünfte Angan mit gezogenem Schwert und entwaffnete uns. (Ich sollte vielleicht erklären, daß Angan die Einzahl ist, während Klangan den Plural bedeutet. In der amtorischen Sprache wird den Worten bei der Mehrzahlbildung die Silbe Kloo vorangestellt, wenn sie mit einem Konsonanten beginnen, und die Buchstaben Kl, wenn sie mit einem Vokal beginnen.)

Unsere Gefangennahme ging so schnell vor sich, daß sie schon vorüber war, als ich mich endlich von meinem Erstaunen erholte. Ich erinnerte mich jetzt daran, daß ich Danus gelegentlich von Voo Klangan hatte sprechen hören, aber ich hatte angenommen, daß er damit Geflügelzüchter meinte.

»Jetzt dürfte es um uns geschehen sein«, sagte Kamlot düster.

»Was werden sie mit uns tun?« fragte ich.

»Frage sie doch!«

»Wer sind Sie?« fragte einer unserer Gegner.

Aus irgendeinem Grunde überraschte es mich, ihn sprechen zu hören, obwohl ich nicht recht wußte, warum mich überhaupt noch etwas in Erstaunen versetzen konnte.

»Ich bin ein Fremder von einer anderen Welt«, antwortete ich. »Mein Freund und ich haben keine bösen Absichten. Lassen Sie uns frei.«

»Du verschwendest deinen Atem«, sagte Kamlot.

»Allerdings«, erwiderte der Angan. »Sie sind Vepajer, und wir haben Befehl, Sie zum Schiff zu bringen. Allerdings sehen Sie nicht wie ein Vepajer aus«, fügte er hinzu und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. »Der andere dafür aber um so mehr.«

»Aber er ist auch kein Thorist, also muß er ein Feind sein«, schaltete sich ein anderer ein.

Man entfernte die Schlingen und zog uns ein Seil unter den Armen hindurch um die Brust und ein zweites um den Hals. Dann wurden Kamlot und ich von je zwei Klangan ergriffen, die ihre Flügel ausbreiteten und sich mit uns in die Luft erhoben.

Unter den tiefhängenden Ästen flogen sie zwischen den Stämmen dahin, wobei unsere Körper nur wenige Meter über dem Boden hingen. Die Vogelmenschen unterhielten sich angeregt, riefen sich Scherzworte zu und lachten und sangen. Offensichtlich waren sie mit sich und dem Ergebnis ihrer Expedition sehr zufrieden. Ihre Stimmen waren weich, und ihre Lieder erinnerten mich an Negro Spirituals.

Da Kamlot vor mir her getragen wurde, konnte ich die seltsamen Lebewesen genau studieren. Unter einer niedrigen, zurückweichenden Stirn erhob sich eine riesige Adlernase; die Augen waren klein und standen dicht zusammen, und die Ohren waren flach und leicht zugespitzt. Sie hatten die starke Brust eines Vogels und sehr schlanke Arme, die in langfingrigen, mit langen Nägeln versehenen Händen ausliefen.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.